München ist eine Einwanderungsstadt. Eindeutig. Aber nicht erst seit gestern, sondern seit Jahrzehnten. 41% der Münchner haben einen ausländischen Pass oder einen so genanannten Migrationshintergrund (d.h. mindestens ein Elternteil ist nicht in Deutschland geboren). Ein Drittel aller Münchner mit Migrationshintergrund kommt aus Osteuropa. Allein 20.000 Bewohner der bayerischen Landeshauptstadt haben einen Pass aus einem der Nachfolgestaaten der Sowjetunion. Wie machen sich diese Migrationen in der Stadt bemerkbar? Das konnten wir ganz gut beim Ahoj-Minga-Spaziergang in Zusammenarbeit mit der Münchner Volkshochschule letzten Dienstag erfahren. Basierend auf dem Stadtführer für osteuropäische Orte in München „Ahoj Minga“, der eigenhändig von Ahoj Nachbarn 2014 herausgegeben wurde, brachte Agnes Fuchsloch die Neugierigen in die drei bisher ihnen unbekannte Orte Münchens.
Tolstoi Bibliothek ist weltweit ein einzigartiger Ort. Über 40.000 Bände russischer Bücher stehen hier zur Ausleihe zur Verfügung. 1949 von ehemaligen Zwangsarbeitern gegründet, wird sie seit vielen Jahrzehnten von einem Verein getragen. Außerdem bietet sie auch eine Sozialstelle, bei der man als Neuankömmling eine erste Beratung bekommen kann.
Kapelle des St. Nikolaus und des Seligen Leonid (S. 13 in Ahoj Minga)
Kurios und mystisch ist die Kapelle St. Nikolaus, in der katholische Messen nach byzantinisch-slawischem Ritus gefeiert warden. Nur 32 solcher Gemeinden gibt es weltweit, zwei davon befinden sich in Deutschland. Der Mesmer Eugen Starodubski lädt übrigens herzlich zu seinen Stadtführungen ein:
- „Kunst – das Opium des Weltgeistes, das uns die Fittiche verleiht“ am So, 25.10. und am jeden folgenden Sonntag, außer dem 8. November ein. Die Alte Pinakothek wird als Ganzheitserlebnis der europäischen Kunstgeschichte mit russisch-geistigem Akzent beleuchtet. Treffpunkt um 14.30 am Eingang der Alten Pinakothek. Dauer zirka 2,5 Stunden. Preis 10 Euro. Maximal 10 Teilnehmer. Tel. 089 31 80 93 97.
- „Auf den Spuren des National-Sozialismus mit russisch-sowjetischem Akzent.“ am Sa, 31. Oktober und am jeden folgenden Samstag um 12.00. Während der Führung werdet ihr euch mit den beiden Totalitarismen – dem Hitlerismus und dem Stalinismus – anhand Münchener und deutscher Geschichte auseinandersetzen. Politische Korrektheit wir dabei nicht geachtet. Treffpunkt vor der Feldherrnhalle. Dauer zirka 2,5 Stunden. Preis 10 Euro. Maximal 15 Teilnehmer. Tel. 089 31 80 93 97.
Israelitische Kultusgemeinde München + Oberbayern (S. 12 in Ahoj Minga)
Von den zwei eher versteckten Orten landeten wir bei einem allseits bekannten Gebäude, welches sich gleich neben dem Jüdischen Museum am St.-Jakobs-Platz befindet. Die 1945 gegründete Kultusgemeinde konnte seit 1991 28.000 Juden aus Sowjetunion in Bayern begrüßen. Seitdem zählt sie über 9.500 Mitglieder und eine Sozialberatung für russische Kontingentflüchtlinge.
Weitere spannende 61 Orte findet ihr in unserem Stadtführer Ahoj Minga, den man hier im Preis von 7,00€ erwerben kann. Weitere Termine der Spaziergänge sind in Planung.
Habt ihr Fragen oder eine Anregung? Oder habt ihr was Spannendes in München neulich entdeckt? Wir freuen uns auf eure Kommentare!
Redaktionelle Zusammenarbeit: Agnes Fuchsloch
Natalia Garbacz
Vorsitzende des Vereins Ahoj Nachbarn
Nachdem sie 2004 ihr familiäres Nest in Warschau verließ, brach sie nach Deutschland auf. Sie nahm ein Studium der Theaterwissenschaften in Erlangen auf, welches sie später in München abschloss. Den Ahoj-Nachbarn-Verein nahm sie von Nürnberg nach München mit und ist seither grenzenlos stolz darauf, dass er Schöpfer solch toller Projekte wie dem polnischen Filmfestival Cinepol oder des osteuropäischen Stadtführers Ahoj Minga geworden ist.