Filmtour Polska – Deutschland 2009

Das Projekt »Filmtour Polska – Deutschland 2009« beabsichtigte, einen filmischen Dialog zu schaffen, der sich mit den aktuellen deutsch – polnischen Beziehungen auseinandersetzt. Mit einem vielseitigen Kurzfilmprogramm im Gepäck bereisten sieben Mitglieder der Vereine GFPS Polska und Ahoj Nachbarn! vom 03. bis zum 14. Oktober acht Städte: Lublin, Warschau, Lodz, Krakow, Czestochowa, Wroclaw, Berlin und Frankfurt (Oder). In jeder von ihnen veranstaltete das Team jeweils einen Filmabend.

Das Projekt wurde aus Mitteln des Deutsch – Polnischen Jugendwerks (DPJW), dem Verein für Sprach- und Kulturaustausch in Mittel-, Ost- und Südeuropa (MitOst) und der Stiftung für deutsch-polnische Zusammenarbeit (SdpZ) finanziert.

Die Vorbereitungen liefen bereits im März 2009 an – damals, nach einigen Wochen der Korrespondenz, trafen sich die zukünftigen Projektleiterinnen Natalia Kukielko und Karolina Glebocka in einem Cafe in Warschau und beschlossen das Projekt gemeinsam zu realisieren. Danach ging es sofort los mit Planen, Kalkulieren, Recherchieren; es wurden Ausschreibungen für Filme und Teilnehmer entworfen, ein Finanzplan erstellt. Eine intensive Arbeit, die zusätzlich durch die große Entfernung der Vereinssitze München – Warschau erschwert wurde. Die Kommunikation verlief online oder telefonisch. Im Juni wurden die Plakate »Calls for Entries« in Deutschland und Polen veröffentlicht. Daraufhin meldeten sich ca. 40 professionelle und Amateur- Filmschaffende aus beiden Ländern; einige Regisseure wurden zudem von den Organisatoren kontaktiert. Die Ausschreibung ließ Raum für Offenheit – sie richtete sich an Filme, die auf irgendeine Art und Weise Polen und/oder Deutschland betreffen sollten. So entstand ein sehr abwechslungsreiches Programm, welches von den Teilnehmern aus Animations-, Dokumentations-, und Spielfilmen zusammengestellt wurde.

Die vereinbarte Tour umfasste die größten Städte Polens, sowie Berlin und zwei Kleinstädte (Czestochowa und Frankfurt an der Oder). Mit zwei Autos war die Projektgruppe nun fast jeden Tag unterwegs. Die Filmabende fanden in bekannten Kneipen oder Kulturvereinen statt, in denen die Besucher in entspannter Atmosphäre bei einem Glas Wein angeregt wurden, über das eigene und das Nachbarland nachzudenken. Das Publikum kam meist sehr zahlreich und beteiligte sich aktiv an Diskussionen. Besonders interessant waren die Gespräche mit den eingeladenen Regisseuren – so beispielsweise Arthur Oleszczuk (»Der 12. Tag der Woche«) in Lublin, Matl Findel (»Zaungäste« mit Leszek Dawid) in Krakau, Markus Engel und Bartek Honik (»Spargel aus dem All«) in Warschau.

Die ausgewählten Filme, im Kohlerevier in Schlesien oder auf deutschen Autobahnen gedreht, zeigten, wie vielschichtig die deutsch-polnischen Beziehungen sind. Sie verdeutlichten, dass der Kontakt zwischen den Nachbarländern tagtäglich auf verschiedenste Art und Weise statt findet. Dabei kann man sowohl auf große Themen verweisen, wie die Erinnerung an den II. Weltkrieg, als auch auf kleine Alltagssituationen, wie den Verkauf von Gartenzwergen an der Grenze. Ein besonderer Schwerpunkt wurde im Projekt auf die Analyse des intensiven kulturellen Austausches der letzten Jahre zwischen Polen und Deutschland gelegt. Seitdem Polen der EU beigetreten ist, hat die gegenseitige Verständigung stark an Nachdrücklichkeit gewonnen. Nach diesen fünf Jahren hat sich eine Generation von jungen Menschen herausgebildet, die sich füreinander interessieren und sich mehr und mehr kennen lernen. Mit dem Projekt sollte nun untersucht werden, inwieweit die Vorurteile, die uns in Liedern, Romanen, Fernsehserien oder im Kino begegnen, abgebaut wurden. Die Filmemacher haben in ihren Werken Perspektiven und Gedanken verbildlicht, die diese Thematik sehr gut widerspiegelten.

Im Programm fehlten allerdings Filme, die sich aus polnischer Sicht mit Deutschland beschäftigen. Es wurden vorwiegend Filme von deutschen oder polnischen Filmemachern eingereicht, die über Polen erzählt haben. Es stellt sich also die Frage, ob es überhaupt Filme dieser Art gibt? Wenn ja – lag der Mangel der Einreichung an einer zu schwachen Werbeaktion? Wenn nein – ist das Interesse der Polen an Deutschland zu gering? Das polnische Publikum hat teilweise Kritik geübt, dass das Filmprogramm zu »polnisch« war; die Besucher hätten sich gewünscht, mehr über Deutschland zu erfahren.

Trotzdem stellten die Filmabende einen Versuch dar, den Dialog zwischen unterschiedlichen Haltungen und Positionen zu initiieren, die aus verschiedenen sozialen und künstlerischen Bedeutungshintergründen heraus entstanden sind. Es war ein Experiment, einmal intensiv über das Nachbarland nachzudenken bzw. sich neuen Sichtweisen zu öffnen.

Letztendlich wurde das Projekt erfolgreich abgeschlossen und zeugte von einem sehr positiven Feedback. Die Organisatoren bedanken sich herzlich bei ihren Förderern für die Unterstützung. Geplant sind Fortsetzungen, mehr dazu bald.

Tour und Daten

04.10 Lublin @ TEKTURA um 20:00
05.10 Warszawa @ Club Powiekszenie, 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
06.10 Lodz @ Club Lodz Kaliska 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
07.10 Krakau @ Club Lokator 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
08.10 Częstochowa @ Cafe Belg 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
11.10 Wroclaw @ Wlodkowica 21 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
12.10. Berlin @ Club der polnischen Versager 20:00 >>> Reisebericht & Fotos
13.10 Frankfurt (Oder) @ Europa-Uniwersytet Viadrina, Gräfin Dönhoff-Gebäude HS 08 18:00
14.10 Danzig @ MitOstfestival 20:30 >>> Reisebericht & Fotos

Eintritt FREI!

Das Programm der Filmtour PL – DE 2009:

1. Nach grauen Tagen – Ralf Schmerberg, Berlin
2. 12. Tag der Woche / 12. dzień tygodnia – Arthur Oleszczuk, Hamburg
3. Miasto płynie / The city sails on – Balbina Bruszewska, Lodz
4. Polska Roadmovie – Bartosz Grudziecki, München
5. Szparagi z kosmosu / Spargel aus dem All – Bartek Honik, Markus Engel
6. Służba zastępcza / Voluntary service – Jan Wagner, Berlin
7. Das Mädchen mit den gelben Strümpfen / The girl with the yellow stockings – Grzegorz Muskala, Berlin
8. Was übrig bleibt – Andreas Gräfenstein, Fabian Daub, Hamburg
9. Weirdo – Ireneusz Prokopiuk, Bielsk Podlaski
10. Metka – Małgorzata Jabłońska, Piotr Szewczyk, Gliwitz
11. Zaungäste / Zza płotu – Leszek Dawid, Matl Findel
12. 3% – Robert Thalheim, Berlin
13. Die Grenze / Granica – Robert Thalheim, Berlin
14. Maj Drim – Kacper Pawluk
15. Fleisch – Katarzyna Kijek
16. Die neusten Filme von Filmowe Podlasie Atakuje!

Gäste, die bei den Filmabenden anwesend waren:

Arthur Oleszczuk – Lublin, Warszawa, Lodz
Bartek Honik, Markus Engel – Warszawa
Matl Findel – Krakow, Czestochowa
Robert Thalheim – Berlin
Filmowe Podlasie Atakuje: Marcin Luczaj i Anouar Abu Hilla – Frankfurt (Oder)

Organisation

Die Vorführungen fanden im Rahmen des internationalen Projektes „FilmTour Polska-Deutschland 2009“ statt, einer Zusammenarbeit der Vereine Ahoj Nachbarn! e.V. und GFPS Polska, die von MitOst e.V., der Europäischen Kommission und dem Deutsch – Polnischen Jugendwerk gefördert wurde.

Ausführlicher Bericht steht hier zum download bereit.