„Liebe kennt keine Grenzen“, eine Ausstellung von Munich Kyiv Queer

Ich heiße Kamil Safin und bin seit einem halben Jahr Mitglied von Ahoj. Außerdem bin ich seit zwei Jahren in der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer tätig. Diese Gruppe pflegt den Kontakt zwischen den beiden Partnerstädten München und Kyjiw, der Hauptstadt der Ukraine. Wir setzen uns dort für die LGBTI*-Community und ihre Menschenrechte ein mit politischen Aktionen, Kulturveranstaltungen, fachwissenschaftlichen Workshops, einem Jugendaustausch etc.

Unabhängig davon, dass ich selber aus Russland komme, finde ich die Aktivitäten zwischen diesen zwei schönen Städten nicht nur wichtig, sondern auch sehr abwechslungsreich. Man kann mal in einem Chor mitsingen und nach Odesa fahren, Aktivist sein und zum „Marsch der Gleichheit“ fahren, um die einheimische Community in ihrem Kampf um Menschenrechte zu unterstützen, oder an einem Kulturaustausch teilnehmen und vieles mehr.

Dieses Jahr fand in München eine sehr spannende Ausstellung statt: „Liebe kennt keine Grenzen“, heißt sie. Trotz der coronabedingt begrenzten Anzahl von Teilnehmer*innen gab es bei der Vernissage am 9. Juli im Hintergebäude des Senior*innenheims Münchenstift, die das Projekt finanzieren, ein gemütliches Treffen zwischen Aktivist*innen, Politiker*innen und Künstler*innen. Das Designerduo Braty, Zwillingsbrüder aus Kyjiw, erzählen in zwölf tollen Collagen die Geschichte der Kontaktgruppe Munich Kyiv Queer. Es geht darin um besondere, um Herzensmomente, die ehemalige und heutige Mitglieder von Munich Kyiv Queer und die Teilnehmer*innen ihrer Veranstaltungen in der nun schon fast zehn Jahre währenden Existenz der Gruppe erlebt haben.

Auch ich durfte meine Geschichte erzählen. Hier ist sie:

„Erst bei Munich Kyiv Queer habe ich verstanden, dass ich unter internalisierter Homophobie leide. Es gab da diesen Moment, als ein Gast aus der ukrainischen Delegation, die zum CSD nach München gereist war, sagte: ‚Меня зовут Анжела Калинина и я мама гея‘. Auf Deutsch heißt das: ‚Ich heiße Anzhela Kalinina und ich bin die Mutter eines schwulen Sohns. Diese Worte in meiner Muttersprache haben mich angeekelt. Das war im Juli 2018 während der PrideWeek.“

Außerdem gehe ich in dieser Geschichte auch auf meine Einstellung gegenüber der Ukraine ein, was mir besonders wichtig ist, da ich das einzige russische Mitglied der Kontaktgruppe bin. Genauer erzähle ich es in meinem Herzensmoment: „Wegen des Krieges darf ich heutzutage kaum noch sagen, dass ich aus Russland komme und die Ukraine liebe. Meine Freund*innen unterstützen mich darin, aber Fremde hinterfragen das, im schlimmsten Fall beschimpfen sie mich.“

Die Ausstellung hängt abwechselnd in unterschiedlichen Häusern von Münchenstift und das noch für mindestens zwei Jahre. Trotz Corona kann man sie schon online genießen unter https://www.liebe-kennt-keine-grenzen.de. Außerdem werdet Ihr dort das Grußvideo der beiden Künstler Ivan und Vasyl Kostenko finden, was wir am Abend des 9. Juli als Premiere auf dem großen Bildschirm im großen Atrium von Münchenstift gesehen haben.

Danach hatten wir eine tolle Begehung Bild für Bild. Unter den Collagen waren welche mit der ehemaligen Stadträtin Lydia Dietrich, der Buchautorin Stephanie Gerlach, den trans* Männern Christian Schabel-Blessing, Jonas Fischer und viele andere mehr. Diese Ausstellung ist sehr empfehlenswert, weil man in München so etwas noch nie gesehen hat; es ist so bunt und vielseitig.

Fotos: Kamil Safin und Thomas Kaiser